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Zuletzt geändert am 20.03.2024, 16:26:58
Im dritten Teil der Serie geht es um das materiell wesentliche, was die Eisenbahnfotografie ausmacht: Die Kamera und deren Ausrüstung.

Wir beginnen mit der Basis und das ist, wie wohl jeder weiß: Die Kamera an sich selbst. Nur, wie findet man die passende Kamera für die Bahnfotografie?

Zunächst muss jeder für sich selbst wissen wie viel


Kameras gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. In den ganzen Angeboten von MediaMarkt, Saturn und wie sie alle heißen finden sich beinahe täglich „wahnsinnig günstige stylische Kameras mit 18 Megapixeln.“ Nur, lohnt sich da der Kauf? Wir werden es klären!

Folgende Kameraklassen werden wir behandeln:

1. Kompaktkameras
2. Professionelle Kompaktkameras
3. Superzoom / Bridgeklasse
4. Spiegelreflex APS-C
5. Spiegelreflex Vollvormat
6. Nützliches Zubehör / Tipps für DSLR-Systeme

Der erste Fotografentyp ist der junge Schüler, ein begeisterter Amateurfotograf, der ein knappes Budget zur Verfügung hat und sich um das manuelle Einstellen der Kamera keinen Kopf machen will. Er will das Knöpfchen drücken und das Bild muss im Kasten sein. Fertig. Seine Auswahl beschränkt er daher vermutlich auf eine gewisse Kameraklasse:

Die Kompaktkamera

Günstig, klein für die Hosentasche, keine teuren Glaslinsen und einfach in der Bedienung.

In der Tat haben sich die Kleinen in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt und können bei gutem Licht brauchbare Ergebnisse zeigen, die den großen Spiegelreflex schon recht nahe kommen- so lange man nicht vergrößert oder ein Bild drastisch zuschneidet. Dann nämlich wird man schnell erkennen, dass die Geräteklasse auch ihren Nachteil hat- und der liegt oftmals in der Schärfe.

Wer sich also für eine Hosentaschenknipse entscheidet, der sollte bedenken, dass noch weitere Kriterien entscheidend sind. Wie schnell ist das Bild im Kasten, wenn man den Auslöser betätigt? Bei preiswerten Kameras dauert es schon mal eine gute Sekunde, bis die Kamera reagiert. Oft ist der Zug dann nicht mehr da, wo er im Bild eigentlich sein sollte. Wie schnell ist der Autofocus der Kamera? Wie schnell ist das Display?

Keinesfalls ist es eine gute Idee, einfach das nächstbeste Angebot mit zu nehmen. Prüft im Elektromarkt Eure Kandidaten und sprecht auch mit Verkäufern!

Fazit: Kompaktkameras sind perfekt für den Einsteiger oder den Gelegenheitsfotograf. Mit den günstigsten Geräten lässt sich vermutlich kaum ein Zug scharf einfangen - wer seine Motive allerdings nur im Stillstand fotografiert kann dabei noch eine Menge Geld sparen. Klare Schwächen sind jedoch lichtschwache, verzeichnende Linsen und träge Reaktionen. Bei Dämmerung, düsterster Nachtschwärze und Stromausfall im Keller jedoch leiden die Kleinen unter fürchterlichem Bildrauschen. Dies kann man zwar ein wenig nachretuschieren, jedoch ist das Bild dann nicht mehr wirklich brauchbar.

Noch etwas wichtiges: Oft werden diese Geräte mit irrwitzigen Megapixel vollgestopft. Wer denkt, dass diese Kamera dann gleiche, sogar bessere Bilder wie eine 10 Megapixel-Spiegelreflex liefert, der irrt. Denn der Sensor der Kompakten ist oftmals nicht größer wie ein Fingernagel. Werden dort derart viele Pixel hineingepresst, sieht man das Bildrauschen schon bei ISO-Werten von 400-800.

Für normale Fotoprints reichen 7-10 Megapixel vollkommen aus.

2. Professionelle Kompaktkameras

Mit professionellen Kompaktkameras versuchen die Hersteller, die Qualität einer schweren und teuren Spiegelreflex in ein kleines handliches Gehäuse zu stecken. Die Geräte sind oft deutlich teurer als normale Taschenknipsen, jedoch haben sie einige Extras an Bord.

Beispielsweise bei der Canon Powershot G12 z. B. ist es möglich, Bilder im RAW-Format zu machen. Dieses Bildformat ist dem normalen .jpg deutlich überlegen. Man kann mit einer speziellen Software später am PC Schatten aufhellen oder Lichter reduzieren, Farben auffrischen oder die Lichtstimmung ändern, ohne dass das Bild an Qualität verliert. Das ist ein wesentlicher Vorteil!

Die Qualität der kleinen Möchtegerns ist ebenso brauchbar. Die größten Unterschiede macht sie auf jeden Fall durch die RAW-Unterstützung und der Möglichkeit, komplett manuell zu fotografieren.

3. Superzoom / Bridgekameras

Diese Kameras gibt es mittlerweile auch günstig. Ihre Stärke liegt im Telebereich, also weit entfernte Motive zu erfassen. Die Bridgekameras reihen sich von der Bildqualität zwischen Kompakten und Spiegelreflex ein. Oftmals ist bei diesen Geräten wegen der großen Brennweite ein Bildstabilisator unverzichtbar. Die Preise beginnen bei 300€ bis 500€.

Die Superzoom-Geräte haben einen entscheidenden Vorteil, der die Kompakten aussticht: Ihre enorme Brennweite. Wer auf Zoom steht, ist hiermit richtig beraten. Dennoch gibt es oft faule Eier im Nest! Finger weg von Kameras von 18-fach digitalem Zoom! Denn wird dieser eingesetzt, erreicht das Bild bei voller Brennweite nur noch die Qualität eines durchschnittlichen Handyfotos.

4. Digitale Spiegelreflexkamera (APS-C)

Sie gilt als die Kamera schlechthin, macht noch fein „KLICK!“ und liegt richtig schwer in der Hand. Wer wirklich arbeiten will, der braucht eine Spiegelreflex. Es gibt unzähliges Zubehör und eine endlos lange Auswahl an Linsen. Wer intensiv fotografiert und das Geld für eine gute Kamera ausgeben will, der sollte nach einer Spiegelreflex Ausschau halten. Mittlerweile kann man auch mit Einsteigermodellen wie der Canon EOS 1100 D gute Fotos machen, die man auch mal als Poster drucken kann. Oftmals gibt es günstige Spiegelreflex im Kit, das bedeutet, das erste Objektiv, in der Regel ein 18-55mm Normalobjektiv oder vergleichbar ist schon mit dabei. Je nachdem, ob man große Gebäude mit einem Weitwinkelobjektiv oder weit entfernte Züge mit einem Telezoom haben möchte, es gibt mittlerweile für fast alles eine passende Linse.

Wer also wirklich unter der Masse an Bahnfotografen herausstechen will, der kommt selten um eine Spiegelreflex herum. Zumal ist man bald süchtig nach dem Auslösergeräusch, durch das Drehen der Objektive und verstellen seiner Rädchen hat man schnell das Gefühl eine Maschine zu bedienen, die auch unerfahrenen Fotografen durch Automatikfunktionen Hilfestellung bietet.

Die Spiegelreflex ist das optimale Werkzeug für „Vielfotografiererfotografen.“ Allerdings sollte man bedenken, dass diese Kameraklasse schnell ins Geld gehen kann. Zwar gibt es Zoomlinsen mittlerweile zum Schleuderpreis, allerdings sind diese wenig lichtstark und ohne Bildstabilisator, der gerade in einem dieser Objektive nicht fehlen sollte.

Als Tipp soll hier die 18-270mm Zoomlinse von Tamron genannt werden. Man bekommt die neueste Version dieses Objektivs momentan für etwa 500 Euro, kann jedoch damit den gesamten Bereich der Bahnfotografie abdecken. Aber es gibt auch günstigere Objektive.

Nicht immer ist das Neueste auch gleichzeitig das Beste. Mit einer EOS 500D, welche mittlerweile durch die 550D oder 600D verdrängt wurde, kann man auch in einigen Jahren noch gute Bilder machen. Die Preise für diese Geräte fallen, daher kann man auch mit einer „guten Gebrauchten“ noch einige Zeit viel Freude haben.

Digitale Spiegelreflexkameras haben eine gute Bildqualität, sind jedoch schnell unhandlich und schwer. Ein eigener Rucksack muss also schon bald mit auf Touren.

Wer also das Geld übrig hat, dem sei ein Kit auf jeden Fall zu empfehlen. Hiermit lassen sich die ersten Erfahrungen sammeln und man hat freie Entscheidung, ob man weiter in das System investieren will oder doch zu einer Bridgekamera greifen möchte.

5. Digitale Spiegelreflex im Vollformat – Die Königsklasse

Wer sich überlegt, eine Vollformat-DSLR zu kaufen, der sollte auf jeden Fall eines haben: Einen dicken Geldbeutel. Die wirklich schweren Kameras liefern zwar bombastische Bilder, jedoch erreicht man für Body und Objektive schnell den Preis eines neuwertigen Kleinwagens. Man sollte sich also gut überlegen, ob man wirklich Zeit hat, ein derart teures Kamerasystem regelmäßig zu nutzen.

An dieser Stelle müssen die Vorzüge des Vollformates nicht ausgeweitet werden, da die meisten der BB.de-User vermutlich nicht das Geld übrig haben und diejenigen die ein derartiges System besitzen auch keine Hilfestellung mehr für den Kauf einer Kamera brauchen.

Für die Bahnfotografie ist das Kit aus Canon EOS 5d Mark II und dem 24-70mm empfehlenswert, zumal erst neulich die Nachfolgerin rausgekommen ist. Preis für das Kit: Stolze 2800 Euronen.

6. Nützliches Zubehör / Tipps für DSLR-Systeme

Grundlegend gehört in jede Spiegelreflexausrüstung ein Brillenputztuch sowie ein kleiner Blasebalg / Pinsel, der Staub entfernen kann. Nicht zu vergessen ist auf jeden Fall ein Regenschutz, den man bei plötzlich auftretendem Regen schnell über den Rucksack spannt.

Objektivdeckel sollten immer dabei sein, damit Linsen während des Transportes keinen Schaden nehmen.

Speicherkarten für die Reserve in jedem Fall an unterschiedlichen Stellen im Rucksack mitführen. Wenn die eigentliche Karte nicht in der Kamera ist, und die Reservekarte in der daheimgebliebenen Zweitkamera steckt, ist es erfreulich, wenn man noch eine Dritte im Deckel der Brotzeitdose hat!

Wer eine Spiegelreflex benutzt, sollte in jedem Fall darauf achten, dass er Schutzfilter an seine Linsen anbringt. Nichts ist ärgerlicher, als ein Objektiv reinigen zu lassen, zumal dies je nach Konstruktion schnell ins Geld gehen kann. Ein einfacher Filter hält Staub und Schmutz von der eigentlichen Linse ab.

Ob es eine Investition ist, kann man nicht so leicht sagen, allerdings ist das „B.I.G. Skypod“ von „EXEL“ eine fabulöse Erfindung. Ein Stativ, das man über mehr als 5 Meter in den Himmel ausfahren kann, lässt den Bahnverkehr in neuem Licht erscheinen. Allerdings ist auch der Preis ganz oben an den Wolken angepasst: 799 € für das Einbeinstativ, unweigerlich muss man ja ein Dreibein dazukaufen. Mit Dreibein kostet das „Jesus-Stativ“ gerne mal 1150€.


Das soll es für dieses Mal auch schon wieder gewesen sein. Wer Ideen für Themen hat, der darf sie gerne bei mir einreichen.