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Re: SSM Engelsdorf am 04.08.2021

(Olli, 6.8.2021 11:01)

Hallo Tim,

Leipzig liegt aber meiner Erinnerung nach in der ehemaligen DDR. Dort durfte man Fotos nur mit Genehmigung oder heimlich machen. In der BRD darfst Du jetzt auch keine Fotos mehr machen. Daran ist aber kein Gesetz schuld, sondern Meister Horos. Da haettest Du 31 Jahre frueher dran sein muesen, um in der BRD zu fotografieren. Falls es an Dir vorbeigegangen sein sollte, das Kuerzel nennt sich zur Abgrenzung nur noch D, genauso wie es nicht mehr Reichsbahn oder deutsche Bundesbahn ist, sondern Deutsche Bahn, sowie auch die rechtliche Organisationsform der Bahn geändert hat.

Also bringen wir Dich auf den aktuellen Stand ins Jahr 2021. Du darfst von oeffentlichen Wegen fotografieren, da gilt Panoramafreiheit. Die beliebt Bahnfotografenleiter gehoert schon nicht mehr zur Panoramafreiheit. Du darfst nicht aufs Betriebsgelaende und dort fotografieren, es sei denn, es wird erlaubt oder geduldet. Letzteres war offensichtlich nicht der Fall. Da koennen uebrigens auch oeffentlich zugaengliche Strassen dazugehoeren, solange sie in Privatbesitz sind.

Werksschuetzer legen das gerne mal sehr eng aus, weil sie am Ende immer schuld sind, wenn irgendwas ploetzlich oeffentlich diskutiert wird. Manche Gelaendebesitzer haben etwas zu verbergen, wie offenbar die Deutsche Bahn in Leipzig.

So und nun kommen wir zur Definition vom Anfang zurueck. Der Werksschuetzer wird mit Dir niemals eine Generalabrechnung mit der Welt, dem Staat, der Regierung, der Bahnpolitik, dem DB-Geschaeftsgebaren oder sonst was durchdiskutieren. Fuer den gilt schlicht das geltende deutsche Recht im Jahr 2021 und seine Aufgabe. Wenn Du Dich auf dem Boden des Grundgesetzes bewegst, dann wird Dich keine Stasi und kein Werksschuetzer mehr entsorgen koennen. Da hilft es schon mal, sich auf das Recht des Jahres 2021 zu beziehen. Da kann auch der Werksschuetzer nicht drumrum und wird Dich anders wahrnehmen, als jemanden, der von "oeffentlichen Wegen in der BRD" schwadroniert. Also besser den Werksschützer erst mal definieren lassen, wo exakt das Werksgelaende anfängt. Idealerweise weisst Du das vorher und kannst ihn auf seine persoenliche Erweiterung des Gelaendes in seinem Sinne hinweisen.

Und so komme ich zu einem Raetsel, das ich selber bislang noch nicht loesen konnte. Im Osten scheint vor allem ueber das, was erlaubt ist, herzlich gestritten zu werden. Und dann ist man gleich pampig und erzeugt ungewollt Gegenwehr und weniger Entgegenkommen. Dabei waere es doch so einfach, mit den Leuten zu reden. Wenn der sich ernst genommen fuehlt, dann macht der mit einem bisschen Glueck auch Kompromisse und wird nicht vorsichtshalber seinen Werksschutz auf die Strasse ausdehnen. Als kleines Beispiel: Ich zum ersten Mal in Villa San Giovanni, wo man offenbar richtig Angst vor Terrorismus hat. Dort konnte ich mich mit einem der wenigen wirklich gestrengen italienischen Objektschuetzer darauf einigen, nur Zuege und keine Strukturen (Pfeiler/Gebaeude etc.) zu fotografieren. Schon durfte ich ohne schriftliche Genehmigung am ganzen Bahnhof rumturnen. Und ehrlich gesagt, welcher Bahnfotograf möchte schon eine Beton-Unterführung fotografieren, wenn obendran die letzten Vertreter alter Elektrotriebwagen rangieren...

Daher plaediere ich fuer ein wenig mehr Lockerheit und Miteinander, als nur gegeneinander zu arbeiten. Macht mehr Spass und der Kasten ist voller, als wenn man immer und ewig Diskussionen anfangen muss. Klappt nicht immer, aber zu 90% schon, manchmal darf man sogar rein hinter einen Schlagbaum. Aber nutz auch die Gegebenheiten konsequent aus, das durch den Werkszaun Fotografieren können sie Dir kaum verbieten, solange kein Sichtschutz angebracht ist.

Gruss, Olli

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