Das es nicht nur bei der Bahn in Deutschland unüberhörbar quietscht ist in der Tat seit Corona ganz offensichtlich geworden. Überall werden Missstände unverblümt angesprochen, es wird diskutiert. Doch ohne nachrückendes gut ausgebildetes Personal können unbesetzte Stellen nicht besetzt werden. Und seien wir mal ehrlich: Gerade bei den Pflegeberufen wurde in Deutschland auf Rendite genäht. Bei allen anderen Berufen bei Handwerk und Bahn sind es oft Attraktivität und Leistungen wie zB Lohn. Das es da klemmt beweisen die vielen Streiks wie zuletzt in Großbritannien.
Das die Politik in Bund und Land an diesem Desaster nicht ganz unschuldig sind, keine Frage. Allerdings legten auch Kommunen viele Bahnstrecken gegen den Willen der Bevölkerung still, weil unrentabel. Es würde also mehr kosten als durch Fahrgäste wieder herein kommt. Da setzt man lieber auf Busverkehr, der dann wieder so getaktet ist das Fahrgäste ihn kaum nutzen. Irgendwann werden diese Strecken auch eingestellt und darunter leidet gerade der ÖPNV auf dem Land. Viele von uns in Deutschland schauen mit einem tränenden Auge auf die Schweiz, wo auch ländliche Gegenden von Privatbahnen wenigstens zur Pendlerzeit bedient werden. Es ist zwar auch in der Schweiz nicht alles Top, doch vieles besser. Ja, beim Bahnverkehr hat Deutschland in den letzten Jahrzehnten vieles falsch gemacht und es würde auch wieder viele Jahre dauern bis auch nur ein Teil wieder reaktiviert, aufgebaut und modernisiert ist. Dazu kommt die Bürokratie in Deutschland die viele Projekte seitens Privatbahnen und Bürgern fast unmöglich macht. Ein Beispiel aus dem Sektor der Triebfahrzeuge: der iLint hat es nach 6(!) Jahren geschafft die endgültige Zulassung zu erhalten. Und weil wir gerade dabei sind: Die Betreiber von Privatbahnen setzen inzwischen auf innovative Technik, weil sie sonst ihr Angebot nicht leisten könnten.
Ja, vieles ist schief gelaufen. Doch die jetzige deutsche Bundesregierung kann in 4 Jahren nicht die Fehler der letzten 16 (bzw mehr) Jahre korrigieren. Das geht nicht. Das braucht leider langfristige Pläne. Triebfahrzeuge bauen sich nicht über Nacht, auch mehr Personenwagen müssen irgendwo gebaut werden. Stadler ist momentan Marktführer und die Werke in Europa sind ausgelastet. Dazu kommt das die DB AG auch irgendwie die Aufträge ausschreiben und finanzieren muss. Derzeit laufen bei allen Herstellern von Schienenfahrzeugen aus aller Welt von Betreibern Anfragen ein, es ist ein riesiger Bedarf vorhanden und wer zuerst kommt, malt zuerst. Der Rest kommt auf die Warteliste.
Das wir als Fahrgäste uns umstellen müssen, hat das 9-Euro-Ticket gezeigt. Das ist richtig. Wenn die Verkehrswende kommen soll, wird es voller in den Zügen. Auf manchen RB-/RE-Linien in Ballungsräumen gab es vorher auch schon zu Stoßzeiten Gruppenkuscheln. Hier muss nachgebessert werden in Form von Entlastungszügen. Doch wie angesprochen fehlen diese Züge. Dazu kommen die Auslastungen der Strecken. Können die Strecken noch mehr Züge vertragen, passt das noch in den Takt? Entweder baut man Strecken mehrgleisig aus (was sagen Bürger dazu?) oder gleich komplett neue Strecken für höhere Geschwindigkeiten auch beim Regionalverkehr (was sagen Anwohner dazu?). Wie man sieht ist es nicht so einfach die Probleme kurzfristig zu lösen. Bis die passenden Strategien und Bauvorhaben auf dem Tisch liegen wird es dauern und wir müssen uns den Gegebenheiten anpassen. Und wo es geht auch Druck auf die Politik im Land ausüben um Missstände zu beseitigen bzw überhaupt erst einmal auf die Agenda zu setzen.
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